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Deutsche Myasthenie Gesellschaft e.V.
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Lambert-Eaton-Myasthenie-Syndrom

Beim Lambert-Eaton-Myasthenie-Syndrom (LEMS) ist – wie bei der Myasthenia gravis – die Impulsübertragung zwischen Nerv und Muskel gestört. Die Folge ist eine Muskelschwäche. Von der Myasthenie unterschiedlich sind bei dieser Erkrankung jedoch Krankheitsentstehung, Symptome und Therapieoptionen.

Das Lambert-Eaton-Myasthenie-Syndrom ist gegenüber der Myasthenia gravis eine sehr viel seltenere neuromuskuläre Erkrankung. Im Unterschied zur Myasthenie, bei der die Andockstellen (Rezeptoren) für die Botenstoffe auf dem Muskel blockiert werden (postsynaptisch), ist beim LEMS die Funktion der Nervenendigung gestört (präsynaptisch).

Ursache dieser Störung ist eine fehlgesteuerte Immunreaktion, d. h. eine Bildung von Abwehrstoffen (Antikörpern) gegen körpereigene Strukturen. Beim LEMS liegt ein Autoimmunprozess mit Bildung von Antikörpern zugrunde, der sich gegen spannungsabhängige Kalziumkanäle vom P/Q-Typ richtet. Als Folge kommt es zu einer verminderten Transmitterfreisetzung an den cholinergen Synapsen sowohl des motorischen als auch autonomen Nervensystems.

Man unterscheidet zwei Varianten:

  • Paraneoplastisch: Bei ca. 40-60 % der Fälle kann LEMS einer noch nicht erkannten Krebserkrankung (meist ein kleinzelliges Bronchialkarzinom) vorausgehen. Die LEMS-Beschwerden können bis fünf Jahre vor Erkennen der Krebserkrankung auftreten und bieten damit die Chance auf eine frühzeitige Tumordiagnostik.
  • Idiopathisch:  Hier besteht, wie bei der Myasthenie, eine fehlgesteuerte Immunreaktion (Autoimmunerkrankung). Daher wird diese Form auch als autoimmunes LEMS (ai-LEMS) bezeichnet und betrifft meist Frauen unter 50 Jahren. Sollte sich 2-3 Jahre nach Beginn des LEMS kein Tumor manifestiert haben, spricht dies für eine rein autoimmun induzierte Variante des LEMS.

Klinisches Bild des LEMS

Die Beschwerden bei Myasthenie und LEMS sind ähnlich, es gibt aber doch gewisse Unterschiede.

Motorische Symptome: 

  • Schwäche vor allem der rumpfnahen Muskulatur (Schulter/Oberarme) beziehungsweise der Hüft- und Oberschenkelmuskulatur
  • schnelle Ermüdbarkeit der Muskeln
  • abgeschwächte Reflexe
  • Schwäche der Augen-, Gesichts- und Schluckmuskulatur (seltener als bei Myasthenia gravis)

Autonome (vegetative) Symptome: 

  • auffällige Mundtrockenheit
  • Verstopfung, Störung der Harnblasenfunktion
  • niedriger Blutdruck (Orthostatische Hypotonie)
  • erektile Dysfunktion

Diagnostik beim LEMS

klinische Untersuchung: Myasthenes Syndrom und autonome (vegetative) Störungen Elektrophysiologie (elektrische Stimulation der Nerven): Besonders typisch ist ein sogenanntes Inkrement (Anstieg der Amplituden bei mehrfacher, schneller Reizung), was bedeutet, dass nachdem die Patienten einen Muskel stark angespannt haben, die Muskelantwort stärker ausfällt als vor der Anspannung.

Antikörpernachweis: 95 % der Patienten haben Antikörper gegen eine bestimmte Form von Calciumkanälen.

Tumordiagnostik: 

  • Suche nach einem (Lungen-) Tumor mittels Computertomographie, gegebenenfalls ein sogenanntes PET-CT
  • SOX-1-Antikörperbestimmung (häufig bei zugrundeliegendem Tumor positiv)
  • Bei manchen Patienten muss die Computertomographie je nach Risikoeinschätzung alle 3 bis 6 Monate innerhalb der ersten 2 Jahre wiederholt werden,

Therapie

Die medikamentöse Therapie basiert wie bei der Myasthenie auf einem symptomatischen und einem immuntherapeutischen Ansatz.

Symptomatische Therapie: 

  • Amifampridin (3,4-Diaminopyridin / 3,4-DAP) oder Amifampridin-phosphat (3,4-DAPP)
  • Pyridostigmin (Kalymin®, Mestinon®)

Immunsuppressive Therapie: 

  • Azathioprin, Mycophenolat-Mofetil, Methotrexat, Cyclosporin
  • Kortikosteroide

Immunmodulierende Therapie: 

  • intravenöse Immunglobuline
  • Plasma-Austauschbehandlung
  • monoklonale Antikörper (z. B. Rituximab)