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Deutsche Myasthenie Gesellschaft e.V.
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Zahnärztliche Behandlung

Zahnarztbesuche sind für Patienten mit Myasthenia gravis (MG) unerlässlich, erfordern jedoch besondere Überlegungen und Vorsichtsmaßnahmen, um den Besuch optimal zu gestalten.

1. Vorbereitungen vor dem Zahnarztbesuch

Kommunikation

Eine offene Kommunikation zwischen Zahnarzt und Patient ist entscheidend, um Ängste zu minimieren und eine vertrauensvolle Beziehung zu fördern.

Aufklärung des Zahnarztes

Der behandelnde Zahnarzt sollte über den Schweregrad Ihrer Myasthenie sowie über spezielle medikamentöse Anforderungen informiert sein, um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten.

Medikamentenliste

Sie sollten eine Liste aller Medikamente mitbringen, die Sie einnehmen. Myasthenie-Patienten vertragen bestimmte Medikamente, insbesondere Antibiotika und Schmerzmittel, nicht immer gut. Auch sollte der Zahnarzt über den Schweregrad Ihrer Erkrankung und die speziellen medikamentösen Bedürfnisse informiert werden (siehe auch die Medikamentenliste im Leitfaden für Myasthenia gravis).

Wundheilung

Bei immunsupprimierten Patienten ist mit möglichen Wundheilungsstörungen zu rechnen. Dies sollte in die Behandlungsplanung einfließen.

Notfallausweis

Tragen Sie einen Notfallausweis bei sich, der bei der Deutschen Myasthenie Gesellschaft oder über Myasthenie Zentren erhältlich ist. Der Notfallausweis enthält wichtige Empfehlungen für Notfallsituationen und spezifische Hinweise zur Vorgehensweise vor und nach Operationen bei Myasthenie.

2. Terminplanung

Optimale Terminzeit

Planen Sie Ihre Termine am besten am Morgen, da viele MG-Patienten zu dieser Tageszeit über mehr Kraftreserven verfügen.

Behandlungsumfang

Es ist sinnvoll, mehrere kleine Eingriffe vorzunehmen, anstatt eine große, umfangreiche Behandlungseinheit zu planen. Dies hilft, eine Überlastung zu vermeiden.

Anpassung an das Befinden des Patienten

Der Zahnarzt sollte während der Behandlung auf Ihre muskuläre Ermüdung achten und gegebenenfalls Pausen einplanen.

3. Durchführung der Zahnbehandlung

Die gängigen zahnärztlichen Behandlungen und parodontalprophylaktischen Maßnahmen können in der Regel von stabilen MG-Patienten ohne größere Probleme durchgeführt werden.

4. Anästhesieempfehlungen

Lokal-Anästhesie

Alle zahnärztlichen und oralchirurgischen Eingriffe können unter lokaler Anästhesie durchgeführt werden. In Abhängigkeit von der Art des Eingriffs kann eine lokalregionale Anästhesie angewandt werden. Bei Myasthenie-Patienten sollten Lokalanästhetika vom Amid-Typ (z. B. Lidocain, Mepivacain, Prilocain) verwendet werden.

Vermeidung von Ester-Typ

Es ist wichtig zu beachten, dass Cholinesteraseinhibitoren den Metabolismus von Lokalanästhetika vom Ester-Typ beeinflussen können, weshalb deren Einsatz nicht empfohlen wird.

Lokale Infiltration

Bei sachgerechter Durchführung ist die lokale Infiltration oder Blockade eines Zahnnervs unproblematisch; eine Verschlechterung der Myasthenie ist hierbei nicht zu befürchten. Dennoch reagieren Myasthenie-Patienten besonders sensibel auf neuromuskuläre Blockaden.

5. Allgemeinanästhesie bei größeren Eingriffen

Wenn ein größerer operativer Eingriff notwendig ist, kann die Allgemeinanästhesie durchgeführt werden, wobei spezielle Vorsichtsmaßnahmen und Medikamentenrichtlinien beachtet werden sollten. Geplante operative Eingriffe sollten nur dann erfolgen, wenn eine ausreichende Stabilität der Myasthenie gegeben ist.

Medikamenteninteraktionen

Es sind relevante medikamentöse Interaktionen zu beachten, insbesondere die erhöhte Empfindlichkeit von MG-Patienten gegenüber muskelrelaxierenden Medikamenten.

Anästhetika

Für die Einleitung und Aufrechterhaltung der Narkose wird empfohlen, Propofol und Opioide zu verwenden. Bei der Muskelrelaxation sollten ausschließlich nicht depolarisierende Muskelrelaxanzien eingesetzt werden, wobei aufgrund der erhöhten Empfindlichkeit von Myasthenie-Patienten in der Regel eine deutlich geringere Dosis erforderlich ist.

Monitoring

Ein intraoperatives neuromuskulares Monitoring ist unerlässlich, um die Muskelrelaxation zu steuern und das Ende der Allgemeinanästhesie zu überwachen.

6. Postoperatives Schmerzmanagement

Ein optimales postoperatives Schmerzmanagement ist entscheidend zur Stressreduktion. Für die postoperative Schmerzbehandlung können peripher wirksame Analgetika eingesetzt werden.