Mya-Keto: ketogene Diät als komplementäre Therapie bei der Myasthenia gravis – eine randomisiert kontrollierte Pilotstudie
Hintergrund:
Die genaue Ursache der Myasthenia gravis (MG) ist bis heute nicht vollständig geklärt. Ähnlich wie bei anderen Autoimmunerkrankungen, etwa der Multiplen Sklerose (MS), gibt es jedoch zunehmend Hinweise darauf, dass Veränderungen der Darmflora (Dysbiose) eine Rolle im Krankheitsgeschehen spielen könnten. Diese Zusammenhänge werden aktuell intensiv erforscht. Besonders interessant erscheint dabei die Möglichkeit, den Krankheitsverlauf durch gezielte Ernährungsformen positiv zu beeinflussen. Die ketogene Ernährung – eine sehr kohlenhydratarme, fettreiche Diät – hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit gewonnen. In Studien zu MS konnte sie positive Effekte auf Entzündungsprozesse und die Krankheitsaktivität zeigen. Für MG lagen bisher jedoch keine Daten aus klinischen Interventionsstudien vor. Unsere Pilotstudie setzte genau hier an: Wir wollten prüfen, ob eine ketogene Ernährung bei MG-Patient:innen machbar ist und ob sich erste Hinweise auf eine Verbesserung der Symptome erkennen lassen. Dafür wurden die Teilnehmenden zufällig einer von zwei Gruppen zugeteilt: Eine Gruppe ernährte sich über 12 Wochen ketogen, während die Kontrollgruppe ihre Ernährung nicht veränderte.
Ergebnisse:
Die Studie ergab, dass eine ketogene Ernährung zu klinisch relevanten Verbesserungen beitragen kann. Besonders deutlich war eine Reduktion der Fatigue-Symptomatik (-7 Punkte auf der FSS-Skala). Auch krankheitsspezifische Parameter wie die Lebensqualität (MG-ADL) und die Krankheitsschwere (QMG) verbesserten sich. Gerade die Verbesserung der Fatigue ist ein wichtiges Ergebnis, da viele Patient:innen trotz immunsuppressiver Therapie weiterhin unter erheblicher Erschöpfung leiden. Bei den Biomarkern zeigte sich ein Trend zur Reduktion von Entzündungsaktivität (Serum-Calprotectin), wenn auch noch nicht eindeutig nachweisbar. Veränderungen bei den regulatorischen T-Zellen deuten zudem auf eine mögliche immunmodulierende Wirkung hin, wodurch entzündungshemmende Prozesse gefördert werden.
Wichtig: Während der Studie traten keine schweren Nebenwirkungen auf. Zudem äußerten 80 % der Teilnehmenden, sich auch in Zukunft wieder ketogen ernähren zu wollen – ein Hinweis darauf, dass diese Ernährungsform im Alltag gut umsetzbar ist.
Fazit:
Die Ergebnisse der Mya-Keto-Studie deutet darauf hin, dass eine zeitweilige ketogene Ernährung bei MG eine vielversprechende komplementäre Therapieoption sein könnte. Um die beobachteten positiven Trends zu bestätigen, sind jedoch größere, multizentrische Studien über einen längeren Beobachtungszeitraum notwendig.
Benjamin Makus, cand. Med.
PD Dr. Frauke Stascheit
iMZ- Charité- Universitätsmedizin Berlin
Die Studie
Hintergrund
Unsere Ernährung und Essgewohnheiten bestimmen, wie sich unsere Darmflora zusammensetzt.
Ein Ungleichgewicht dieses Darmmikrobioms wurde als Ursache mehrerer Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht, wie der Myasthenia gravis.
Bisher konnten ketogene Ernährungsstudien z.B. bei der Multiplen Sklerose positive Effekte auf den Krankheitsverlauf zeigen. Das wollen wir auch an der Myasthenia gravis erfoschen
Unser Ansatzpunkt
• Ernährungsumstellung
• Entzündungsmarker im Blut
• subjektive und objektive Erkrankungsaktivität
Was wurde gemacht?
• ketogene Diät für 12 Wochen
• ausführliche Vorbereitung
• engmaschige Kontrolle
• mind. 2 Visiten in Präsenz
Was umfasste die ketogene Diät?
• Verzicht von Kohlenhydraten: typischerweise weniger als 40 Gramm pro Tag
• hoher Fett- und Eiweißanteil: Hauptteil der täglichen Kalorien stammt aus gesunden Fetten wie Avocado, Olivenöl, Nüssen und Samen
• erlaubte Lebensmittel: z.B. Fleisch, Fisch, Eier, nicht-stärkehaltige Gemüse (wie Kohl, Aubergine, Zucchini), bestimmte Milchprodukte
• Umstellung des Energiestoffwechsels, auch „Ketose“ genannt: Hirn und rote Blutzellen benötigen weiterhin Glukose, diese wird aus Fetten generiert, die Verbrennung von Fett geht oft einher mit einem Gewichtsverlust und verbessertem Blutzuckerspiegel

