Aromatherapie als mögliche Begleitung im emotionalen und psychischen Bereich bei chronischen Erkrankungen wie der Myasthenia gravis
Ein Beitrag von Sabine Peter-Koerth (Ansprechpartnerin der RG Hamburg)
Was können wir beitragen unsere Gesundwerdung zu unterstützen, soweit das bei einer chronischen Erkrankung möglich ist?
Aromatherapie könnte etwas sein, was Sie für sich selber tun können, neben der schulmedizinischen Behandlung.
Diese dürfen Sie natürlich nicht vernachlässigen oder gar Tabletten weglassen!
Aromatherapie kann eine Unterstützung sein im psychologischen, emotionalen Bereich.
Schwere, chronische Erkrankungen stellen eine immense psychologische Belastung für uns selbst, aber auch unsere Angehörige und Freunde und erst recht für die Kinder dar.
Versuchen Sie es:
Vor einer Bäckerei steigt einem der Duft von frischem Brot in die Nase, auf dem Markt duften frische Äpfel, im Winter Orangen.
Wir können uns sogar an Düfte erinnern und meinen fast sie real zu riechen.
wie riecht es in der Weihnachtsbäckerei wenn die Kekse frisch aus dem Ofen genommen werden?
Wie riecht frisch gemähtes Gras?
Wie riecht es am Meer? Nach Tang und Algen, nach salziger Meeresbrise, nach Watt?
Wie riechen Zitronen wenn sie die Schale abreiben?
Düfte können auch einen Bezug zu unserer Kindheit haben, oft zum Beispiel Zimt und Vanille. Der Duft nach frisch gewaschener Wäsche, nach Baby Puder vermittelt oft Geborgenheit.
So wird ganz schnell deutlich, das wir uns mit Düften etwas gutes tun können und auch unsere Stimmung und unser Lebensgefühl positiv beeinflussen können.
Kennen Sie den Begriff Salutogenese, Entstehung / Unterstützung von Gesundheit im Gegensatz zu Pathogenese, Entstehung von Krankheit?
Wikipedia Salutogenese:
„salus = lateinisch Gesundheit / Wohlbefinden, genesis = altgriechisch Geburt
beschreibt ein Rahmenkonzept, das sich auf Faktoren und dynamische Wechselbeziehungen bezieht, die zur Entstehung und Erhaltung von Gesundheit führen.
Nach dem Salutogenese Modell ist Gesundheit nicht als fixer Zustand, sondern als Ziel eines komplexen Prozesses zu verstehen.“
Was sind ätherische Öle?
Ätherische Öle sind Duftstoffe, die die Pflanzen in Form von winzigen Öltröpfchen in Blüten, Stengeln, Früchten und Wurzeln einlagern. Sie setzen sich aus einer Vielzahl verschiender biochemischer Substanzen zusammen. Dies können ein Dutzend oder auch über 100 Komponenten sein. Rosenöl besteht sogar aus mehr als 400 Inhaltsstoffen.
Wie wirken ätherische Öle?
Ätherische Öle haben erwärmende und kühlende, pflegende, belebende und erfrischende Einflüsse auf uns. Sie haben auch Wirkung auf der psychischen Ebene. Düfte fördern Wohlbefinden und Lebensqualität, bauen Stress ab und wirken harmonisierend auf unsere Gefühle.
Anregende Aromen aktivieren und erheitern uns am Tag, beruhigende Düfte helfen uns am Abend zu entspannen und unsere Mitte zu finden.
Was bedeutet ätherisch?
In griechischer Sprache bedeutet das die Weite des Himmels.
Ätherische Öle sind flüchtig, verdunsten schnell, steigen buchstäblich himmelwärts.
Sie haben zumeist eine geringere Dichte als Wasser, d.h. Sie sind leichter und schwimmen wie Fettaugen auf dem Wasser.
So kann man nach einer Destillation die ätherischen Öle abschöpfen und trennen vom Hydrolat.
Auch Hydrolat kann man nutzen. Also sind ätherische Öle zwar nicht wasserlöslich, aber sie lösen sich gut in Pflanzenölen, in Fetten und in Alkohol.
Wie werden ätherische Öle gewonnen?
Meist durch Wasserdampfdestillation.
In drei Verarbeitungsschritten, Verdampfung, Kühlung und Separierung.
Durch Separierung entstehen ätherisches Öl und Hydrolat.
Destillationsdauer, Druck, Temperatur und viele weitere Parameter haben großen Einfluss auf die Qualität der Öle. Das erfordert jahrelange Erfahrung.
Wie werden ätherische Öle dosiert?
Ätherische Öle sind konzentrierte Wirkstoffgemische, die nur verdünnt eingesetzt werden sollen!
Um einen Wohnraum zu beduften genügen wenige Tropen in einer Duftlampe und sie wandeln durch einen Zitrushain. Beim Gebrauch ätherischer Öle gilt, weniger ist mehr!
Geschichte der Pflanzenheilkunde
Bis ins 19- Jahrhundert war Pflanzenheilkunde (Phytotherapie), dazu gehören die ätherischen Öle, fast die einzige Möglichkeit bei Krankheiten zu helfen.Über die Anfänge der Pflanzenheilkunde und der Duftkunde gibt es keine schriftliche Aufzeichnungen. Es gibt aber Funde in prähistorischen Gräbern, z.B. Reste von Schafgarbe, Tausendgüldenkraut, Samen von Holunder, Kümmel, Schlehen, BrombeerenSchon vor Tausenden von Jahren entwickelten Völker wie die Sumerer, Assyrer und Ägypter wahre Duft-Hochkulturen.Bei verschiedenen Naturvölkern verstärken Schamanen damals wie heute mit dem aromatischen Rauch von zerriebenen oder brennenden Kräutern die Wirkung ihrer Zeremonien.
Am Anfang war der Rauch im Altertum. Lateinisch per fumum = durch den Rauch, „die Botschaft die durch den Rauch vermittelt wird“.Den zum Himmel aufsteigenden Rauch spendete man den Göttern zum Dank für ihr Wohlwollen. Düfte waren nicht auf religiöse Riten beschränkt. Wohlgerüche sollten im Leben und im Tod schützen. Sie sollten Gesunde stärken und Kranke heilen.
So arbeitet die Nase:
Wir nehmen verschieden Düfte und Gerüche wahr, sobald die eingeatmeten Duftmoleküle auf die Riechschleimhaut im Bereich der oberen Nasenmuschel treffen.Dieser Bereich ist nur so groß wie ein Eurostück, aber mit Millionen winziger Riechzellen bestückt. Diese Sinnesnervenzellen geben das durch den Geruch ausgelöste Signal als elektrischen Impuls an das Gehirn weiter. Und dort wird dann die Information als Geruchseindruck umgewandelt.Um möglichst gut riechen zu können, muss die Nase frei und die Nasenschleimhaut ausreichend befeuchtet sein, da man nur so die Duftmoleküle ausreichend wahrnehmen kann.Sind die Nasenschleimhäute dagegen zu trocken, lässt das Riechvermögen sehr schnell nach. Besonders im Winter sind unsere Räume häufig zu trocken, dann riechen wir nicht nur nicht mehr gut, sondern können uns auch schneller erkälten und Erreger aufnehmen.Feuchte, gut durchblutete Nasenschleimhäute sind ein besserer Schutz.
Und es fängt wie immer mit der Erinnerung an, gerne viel Wasser trinken!
Jeder kann riechen. Aber wie gut und präzise?
Ein Geruchslaie kann anfangs nur 30 bis 40 Düfte wiedererkennen.
Durch regelmäßiges Training wird der Geruchssinn wesentlich verbessert.
Vorstellung einzelner ätherischer Öle:
Zitrusdüfte sind erfrischend, belebend, aktivierend und steigern die Vitalität
Orange
Pflanzenteil: Fruchtschale
Duftprofil: fruchtig, frisch, warm, süß
Duftthema: ausgleichend, stimmungsaufhellend, vermittelt Lebenslust und Energie
200kg Schalen werden ausgepresst für einen Liter Öl!
Bergamotte
Pflanzenteil: Fruchtschale
Duftprofil: frisch, grün / fruchtig, leicht, lebhaft
Duftthema: erfrischend, stimmungsaufhellend, ein Öl zum „Glücklichsein“
200kg Schale für einen Liter Öl.
War schon im alten Rom ein Hit. Wegen seiner stimmungsaufhellenden, antidepressiven Wirkung wird es viel verwendet.
Bergamotte Öl ist eine typische Duftzutat des „Aqua mirabilis“, das im 19. Jahrhundert als Kölnisch Wasser weltberühmt wurde.
Grapefruit
Pflanzenteil: Schale
Duftprofil: spritzig, fisch, fruchtig, sonnig, strahlend
Duftthema: erfrischend, konzentrationsfördernd, stärkt Lebenslust und gute Laune
Zitrone
Pflanzenteil: Fruchtschale
Duftprofil: aktiv, strahlend, frisch, spritzig, luftig, klar
Duftthema: erfrischend, aktivierend, konzentrationsfördernd, aufmunternd, „Energiedusche“
Etwa 3000 Zitronen für einen Liter Öl
Blütendüfte für Sinnlichkeit, Eros, Harmonie, Glück und Wärme
Lavendel fein
Pflanzenteil: Blütenrispe und Stängel
Duftprofil: frisch, blumig / krautig, klar, luftig, rein
Duftthema: ausgleichend, stimmungsaufhellend, ein Öl für die „Mitte“
120kg Pflanzen für ein Liter Öl
Neroli / Orangenblüte
(1ml 100€…, Achtung, nicht umfallen lassen! 1000Kg Blüten ergeben einen Liter Öl. Wurde im Volksmund auch Pomeranze genannt, seit dem 18. Jahrhundert die Grundlage im Kölnisch Wasser 4711)
Pflanzenteil: Blüte
Duftprofil: zart, blumig, frisch, süß
Duftthema: stimmungshebend, entspannend, erotisierend
Ylang Ylang
Pflanzenteil: Blüte
Duftprofil: blumig, süß, exotisch, weiblich, schwer
Duftthema: ausgleichend, euphorisierend, erotisierend
Rose
Pflanzenteil: Blüte
Duftprofil: rosig, voll, schwer, üppig / blumig
Duftthema: harmonisierend, stimmungsaufhellend, erotisierend
Kostbare Öle werden nur aus wenigen Rosenarten gewonnen der Rosa damscena, der Rosa alba und der Rosa centifolia. Aus 3500 bis 5000kg Blüten erhält man einen Liter Öl.
Etwa 30 Damazener Rosen liefern EINEN Tropfen ätherisches Rosenöl!
Man braucht 8 Millionen Jasminblüten für ein 1kg echtes Jasmin Absolue.
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Baumdüfte zur Stärkung, für innere Kraft, Selbstvertrauen und Energie
zum Beispiel Zeder
Pflanzenteil: Holz
Duftprofil: holzig, warm, balsamisch
Duftthema: ausgleichend, stabilisierend, stärkt Kraft und Selbstvertrauen
Blätter:
Pfefferminze
Pflanzenteil: Blatt
Duftprofil: strahlend, frisch, kühl, klar
Duftthema: aktivierend, erfrischend, klärend, Impulsgeber
Teebaum
Pflanzenteil: Blatt
Duftprofil: würzig, krautig, streng, frisch,
Duftthema: reinigend, erfrischend
Tatsächlich habe ich ein persönliches Dufterlebnis mit meiner Myasthenie 2016 bin ich im Januar erkrankt, im März war die Thymektomie, zur Blütezeit der Lindenbäume war ich auch da, 11x im ersten Jahr übrigens inklusive ITS. Da war die Neurologie in der Charite noch nicht ins Bettenhochhaus umgezogen. Es war unglaublich tröstlich den süssen Duft der Bäume durch das geöffnete Fenster wahrzunehmen, das werde ich nicht vergessen.
In Bezug auf meine Myasthenie nutze ich ätherische Öle zum Beispiel
gegen Nervosität (vor unangenehmen medizinischen Prozeduren),
gegen Ängste (Atemnot, Lähmungen),
gegen traurige, pessimistische Gedanken,
um meine Stimmung aufzuhellen,
gegen den allgemeinen Krankenhausgeruch nach Desinfektionsmittel usw.,
um besser zu schlafen trotz Krankenhausbett und Helligkeit,
um mich zu trösten und mir Mut zu spenden.
Um keine Duftlampe mit einem echten Teelicht benutzen zu müssen, sind Raumsprays zu empfehlen. Oder einfach auf ein Taschentuch zwei Tropfen geben und das auf die Heizung legen oder in den Ausschnitt.
Gefahrenhinweise / mögliche Nebenwirkungen:
Ätherische Öle sind nicht für Säuglinge und Kleinkinder geeignet! Schon kleinste Mengen (z.B. wenige Tropfen), die in Mund oder Nase geraten, können bei Säuglingen und Kleinkindern zu lebensbedrohlichen Verkrampfungen des Kehlkopfs und zu Atemstillstand führen. Weitere unerwünschte Wirkungen sind Haut- und Schleimhautreizungen, Erbrechen, Bewegungsstörungen oder sogar Krampfanfälle.
Ätherische Öle duften nicht nur, sie werden von der Haut auch blitzschnell aufgenommen und haben eine enorme Tiefenwirkung. Untersuchungen mit Badezusätzen haben ergeben das ätherisches Öl nach 20 Minuten im Blut nachzuweisen war. Zu hohe Konzentrationen können Kopfschmerzen und Hautirritationen auslösen.
Folgende ätherische Öle können bei Personen mit allergischen Veranlagung Probleme auslösen:
– auf Kamille reagieren viele Menschen allergisch, ebenso auf Zimt, Geranie, Thymian und Perubalsam
– Honigöl sollt nicht bei einer Allergie gegen Propolis benommen werden
– Furocuramine sind Bestandteile von Ölen, die das Produkt phototoxisch machen. Das heisst, unter dem Einfluss von Sonnenlicht können braune Flecken auf der Haut entstehen, z.B. Johanniskraut
– Weniger ist mehr!
Ätherische Öle immer sparsam anwenden, nur tropfenweise, nie pur. Auch zu häufige und zu intensive Anwendung (Überdosierungen) können Allergien auslösen. Es ist auch empfehlenswert die Duftmischungen immer mal wieder zu wechseln und nicht immer die selben Öle zu benutzen.
Viel Freude mit Aromatherapie!
Wenn Sie Fragen haben, sprechen Sie mich an. Sie finden meine Kontaktdaten bei der Regionalgruppe Hamburg, deren Ansprechpartnerin ich bin.