Physiotherapie bei Myasthenia Gravis
Was ist Myasthenia gravis?
Myasthenie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Reizübertragung vom Nerven zum Muskel gestört ist. Diese äußert sich in einer belastungsabhängigen Ermüdbarkeit der Muskeln. Dies kann die Muskulatur des gesamten Bewegungsapparates sowie die Atem-, Sprech-, Kau- und Schluckmuskulatur betreffen.
Warum Physiotherapie bei Myasthenie?
In der Physiotherapie liegt der Fokus darauf, die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des menschlichen Körpers wiederherzustellen, zu verbessern oder zu erhalten. Gemeinsam mit Ihnen erfassen Physiotherapeut*innen Ihre aktuelle Situation. Dabei werden Ihre individuellen Lebensbereiche mit Ihren Schwierigkeiten und Ressourcen betrachtet. Physiotherapeutische Untersuchungen, u. a. Funktions- und Krafttests, werden durchgeführt. Anhand Ihrer persönlichen Bedürfnisse und Ziele wird ein Handlungsplan erstellt und gegebenenfalls angepasst.
Zu den physiotherapeutischen Maßnahmen gehören unter anderem:
Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining
• Atemtherapie
• Entspannungstechniken
• Erstellen eines Eigenübungsprogrammes
Physiotherapie und körperliche Aktivität helfen
Vertrauen in Ihren eigenen Körper zu fassen und wieder die Freude an Bewegung aufzubauen
• Ihre allgemeine Fitness als günstigeren Ausgangsstatus für mögliche Krankheitsverschlechterungen zu verbessern
• Ihre Körperwahrnehmung und eigene Fähigkeiten und Belastungsgrenzen besser einzuschätzen
• ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu gestalten
• medikamentöse Nebenwirkungen zu vermindern (z. B. eine Gewichtszunahme unter Cortison)
• Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue) zu verringern
• einen günstigen Einfluss auf Ihre psychische Befindlichkeit zu nehmen
• das Immunsystem positiv zu beeinflussen
• das Risiko diverser körperlicher Erkrankungen zu reduzieren
Was ist bei der Therapie und
anstrengender Aktivität zu beachten?
Teilen Sie sich Ihre Kraftressourcen über den Tag ein.
• Die Beschwerden können bei Myasthenie tagesaktuell unterschiedlich sein. Berücksichtigen Sie das und planen Ihre Therapiezeit möglichst entsprechend der gegenwärtigen Verfassung ein.
• Damit die Behandlungsintensität immer entsprechend angepasst werden kann, ist es wichtig, dass Sie über Ihr Befinden im engen Austausch mit Ihren Physiotherapeut*innen stehen.
• Beachten Sie, dass Ihre Muskeln bei hohen Temperaturen schneller ermüden.
Die Therapie sollte in der Zeit der maximalen Wirkung von Pyridostigmin (z. B. 1,5 – 2 Stunden nach Einnahme von Kalymin®, Mestinon®) liegen.
Grundsätzlich sind die meisten Sportarten auch für Myasthenie-Patient*innen möglich. Bitte besprechen Sie dies mit Ihren Physiotherapeut*innen oder ärztlichen Behandler*innen.
Beachten Sie mögliche unterschiedliche
Krankheitsphasen:
Myasthenie-Patient*innen mit milder und stabiler Erkrankung können allgemeine Empfehlungen zu Bewegung befolgen. Ein Training von Kraft und Ausdauer kann durchgeführt werden. Ihre Ausdauer trainieren Sie dabei mit moderater Intensität – „Laufen ohne Schnaufen“.
• Bei Exazerbation/myasthener Krise steht die Atemtherapie im Vordergrund. Übungen für Kraft und Ausdauer treten zurück.
Hinweise für Überlastung beim Training:
Kurzatmigkeit bei Aktivität
• Symptome der Myasthenie verschlechtern sich während des Trainings
• Müdigkeit hält 2 Stunden nach Übungen an
• schwerer Muskelkater am nächsten Tag
Weitere Informationen erhalten Sie bei der Deutschen Myasthenie Gesellschaft e. V. und den integrierten Myasthenie Zentren.